Maria 2.0: Aus der Mitte der Kirche heraus klar formulierter Anstoß für Reformen
Martina Sauer • 30. September 2019
Petition zur Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche zur Vorlage bei der Deutschen Bischofskonferenz
Gute Aussichten für eine Neuausrichtung der römisch-katholischen Kirche: Denn mit Kant gelingen Veränderungsprozesse in unserer Gesellschaft weniger durch Revolutionen als durch Intitiativen von innen heraus. Genau diesen Weg beschreiten die Frauen innerhalb der Kirche mit ihrem seit Mai 2019 verfolgten Programm "Maria 2.0" .
Einen Schritt dahin diese Veränderungsprozesse in Gang zu setzen, fand nun auch in der ländlich geprägten Schwarzwaldgemeinde in Gaggenau am Samstag, 28. September, zwischen 10 und 15 Uhr, und nicht etwa am
Sonntag vor oder nach dem Gottesdienst mit der Unterschriftensammlung
des Murgtäler Ablegers der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland
(kfd) statt. Der Vereinigung ist einer der größten Frauenverbände Deutschlands. Ihr gehören rund 450.000 Mitglieder an und die Aktion ist eine von vielen, mit der sich die Gemeinschaft für eine "geschlechtergerechte Kirche" einsetzt (vgl. https://www.kfd-bundesverband.de/aktionswoche/
). Doch egal wie die Petition zur Gleichberechtigung von
Frauen in der Kirche zur Vorlage bei der Deutschen Bischofskonferenz
ausfällt, sie verändert viel und das hoffentlich nicht nur in den
Köpfen. Dafür sind die Aussichten gut. Denn bereits der Philosoph Immanuel Kant sagte
in seinem berühmten Aufsatz zur Frage "Was ist Aufklärung?" von 1784,
dass eine Reform nur von innen heraus und das heißt nur von den um die
Sachverhalte Wissenden ausgehen kann. Denn sie kennen sich aus, sie
kennen die Strukturen, und sie sehen klar, an welchen Stellen ein Bedarf
an Reformen nötig ist. Kant besteht sogar darauf, dass es die Pflicht
derjenigen sei, die sich auskennen "alle seine (bzw. hier ihre) sorfältig geprüften und wohlmeinenden Gedanken
über das Fehlerhafte in jenem Symbol und Vorschläge wegen besserer
Einrichtung des Religions- und Kirchenwesens dem Publikum mitzuteilen."
Genau das machen heute die Frauen, wenn sie angesichts der modernen
Lebenssituation von Frauen und Männern auf die Aufhebung der
Beschränkungen ihrer Teilhabe in der Kirche und auf ihre Zulassung zu
Weiheämtern verweisen. Sich hier neu auszurichten erscheint eigentlich
selbstverständlich.
Unabhängig vom Ausgang der Unterschriftenaktion
wünsche ich den Frauen dafür viel Kraft, Durchhaltevermögen und Erfolg.
(auch als Leserbrief im Badischen Tagblatt (1.10.2019) und den Badischen Neuesten Nachrichten, Lokales, erschienen)