Critical Zone? Wie nehmen wir die Umwelt wahr? Interagieren wir mit ihr?
Ausgangspunkt zu dieser Fragestellung war eine Tagung in Hamburg zur Frage der "Kritischen Zone" und damit zu dem Ort, an dem wir leben - unserer Erde. Damit wurden aktuelle Fragen zum Umgang mit unserem Lebensraum gestellt. Wie stehen wir zu ihr? In einem Vortrag mit Publikaktion auf Englisch habe ich mich dazu aus philosophischer Persepktive geäußert. Mit einer Einführung auf Deutsch möchte ich den Beitrag hier vorstellen
Vortrag und Publikation zum Thema von
Martina Sauer.
Interaction of Nature and Man after Ernst Cassirer:
Expressive Phenomena as Indicators.
In
Critical Zone, edited by Jacobus Bracker und Stefanie Johns [Visual Past 7], Hamburg,
2021 (gelbe Schrift klicken zum Hochladen bzw. Aufrufen der Website)
Der Beitrag von mir baut auf der Philosophie Ernst Cassirers auf, der im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts mit seinen Forschungen in Hamburg eine Wende im Selbstverständnis der Geisteswissenschaften bewirkte, die erst heute in dieser Deutlichkeiten mit der Umbenennung der Geistes- in Kulturwissenschaften an den Universitäten Eingang gefunden hat. Es sind statt höhere Ordnungen fürderhin die Errungenschaften der Menschen mit ihren sinnlichen und geistigen Voraussetzungen, die im Mittelpunkt stehen. Diese Errungenschaften bauen auf den Fähigkeiten des Menschen auf. Was wir je hervorbringen sind die Güter unserer Kultur. Sie zeugen nicht nur von unserem Wirken, sondern wirken sich auch die Umwelt aus. Schließlich sind es die Fragen nach den Auswirkungen auf unsere Umwelt und die Rückwirkungen auf uns selbst, die die Themen unserer Zeit ausmachen.
Damit sind wir im Zentrum der Fragestellung angekommen, die in meinem Vortrag und meiner Publikation im Vordergrund steht und die ich aufgrund der Aktualität in den Vordergrund dieses Beitrags rücken möchte. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie Cassirer als ein zentraler Begründer der Kulturwissenschaften, das Verhältnis von Mensch und Natur - bzw. das von Umwelt und Mensch - sieht.
Zentral für sein und mein Verständnis zu dieser Frage lassen sich die sinnlich-körperlichen Voraussetzungen des Menschen herausstellen. Von ihnen ausgehend wird das Verhältnis beider nicht auf der Grundlage von Zahlen und Fakten, sondern von der lebensweltlichen Seite betrachtet. Schlussfolgernd sind es Fragen zur Wahrnehmung der Umwelt, die darin die entscheidende Rolle übernehmen. Denn interagieren wir nicht beständig mit ihr? Entspricht es nicht ursprünglich unserem Naturell, als lebendiges wahrnehmendes Wesen, mit unserer Umwelt beständig in Kontakt zu sein?
Sehr konkret liefert uns Ernst Cassirer einen Ansatz diese Beziehung des Menschen zur Umwelt besser zu greifen und zu verstehen. Denn er geht davon aus, wie er 1929 in Philosophie der symbolischen Formen. Bd. 3. Zur Phänomenologie der Erkenntnis herausstellt, dass wir die Natur nicht nur als Objekte wahrnehmen („Dingwahrnehmung“), sondern durch die sogenannte „Ausdruckswahrnehmung“ unmittelbar erleben und erleiden. Damit ändert sich alles. Denn letztere lässt sich als eine unmittelbare, von den Sinnen ausgelöste Reaktion auf dasjenige, was wir wahrnehmen verstehen. Dieses Phänomen weist auf die unmittelbare Beziehung zwischen dem Menschen und der Umwelt hin. Sie ist von einer Interaktion charakterisiert. In der Wahrnehmung des Ausdrucks des je anderen, nehmen wir das Gegenüber wahr. Die unmittelbare Interaktion und Reaktion auf dasjenige was uns begegnet, lässt sich insofern zugleich als Indikator bzw. Hinweis auf den Zustand der Natur – der sogenannten „kritischen Zone“ – verstehen.
Der Beitrag von mir ist in englischer Sprache verfasst und beruht auf diesen Grundannahmen. Er ist bei der
Universitätsbibliothek in Heidelberg im Original zum Download (Klicken zum Aufrufen) hinterlegt.
Institut für Bild- und Kulturphilosophie
Dr. phil. Martina Sauer
Wörthstraße 1
D - 77815 Bühl
(Baden-Baden)