Arbeiten an der Sprache! Ja, das ist wichtig.
Wie definiert sich Zugehörigkeit? Ein Blick auf unsere Sprache, die z.Z. so viel Beachtung findet sei es wegen der Anglizismen oder der Genderfrage, ist für diese Frage ein gutes Beispiel. Denn bestehen wir alle auf den gerade in der deutschen Sprache vorwiegend männlichen Wortformen, so definiert sich Zugehörigkeit genau über die mit ihnen angesprochenen Personen. Auch wenn wir meinen es sei nicht so, so sind andere darin doch nicht selbstverständlich eingeschlossen. Denn Sprache wertet und formt uns und das ist nicht erst eine Erkenntnis der postmodernen Philosophie. Wie sonst lassen sich Wortfindungen erklären wie etwa „herrlich“ und „dämlich“? Selbstverständlich erkennen wir in beiden sofort den tieferen, auch für die Geschlechter hintergründigen Sinn. Fällt uns erst dieser Zusammenhang auf, erschreckt das doch sehr. Umso mehr ist es notwendig, daran zu arbeiten. So steckt in dem Arbeiten an der Sprache eine die Gemeinschaft stärkende Chance. Denn wenn wir in unseren Reden auch die Frauen mit ansprechen und andere, die zu uns gehören, dann können wir über die direkte Ansprache sie als Teile der Gemeinschaft bewusst wahr- und ernst nehmen und ihnen damit auch etwas zutrauen. Dieses Ziel für uns alle zu verfolgen, lohnt sich.
(als Leserbrief in dre Gesamtausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten am 16.03.2021 und dem Badischen Tagblatt am 10.03.2021 erschienen)
Institut für Bild- und Kulturphilosophie
Dr. phil. Martina Sauer
Wörthstr. 1. D-77815 Bühl