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Wie sehen Naturschutzgebiete in der Realität aus? Der "Waldhägenich".

Martina Sauer • 26. Mai 2021

Zu den Folgen des Bestandsschutz in einem kleinen Naturschutzgebiet in Bühl / Baden


Nicht nur das Landschafts-, sondern vor allem auch das Naturschutzgebiet Waldhägenich in Bühl / Baden ist in einem schlechten Zustand. Das können wir als Anwohner:innen aus Bühl-Oberweier bestätigen. Mit Begeisterung und großen Hoffnungen für Flora und Fauna stimmten wir vor Jahrzehnten der Gründung des Naturschutzgebietes zu. Doch mit der Einführung eines Badeverbots wurden eigentlich nur die Naherholungssuchenden ausgeschlossen. Die Wahrung des Bestandschutzes sorgte hingegen dafür, dass die Intensivlandwirtschaft ihre Spuren durch Algenblüten in den kleinen Wasserläufen und im kleinen See hinterließen. Jüngst wurde noch eine Furt über den Sandbach zum großen See ausgebaggert und mit Pflocken versehen, in der immer wieder tiefe Spuren von großen Landwirtschaftsmaschinen zu sehen sind. Diesen Bestandsschutz genießt zudem ein Anglerverein, der mit großvolumigen Fahrzeugen und einer eigenen Hütte direkt am See nun ungestörter, alleiniger Nutzer des Sees ist.


Zuletzt profitierte davon auch der kaum bemerkbare Pächter des kleinen Anglersees daneben, für den eigens eine Luftschneise angelegt wurde. Doch die Folgen von Überdüngung, immer noch zu wenig Luft und zu geringer Nutzung lassen sich gerade in diesem nur wenige Meter tiefen Weiher nicht mehr ausgleichen. Er steht kurz vor dem Umkippen. Zuletzt stand auch der Bau eines Tunnels zur Durchmischung zum großen See zur Diskussion, dessen Kosten und Folgen dann der Allgemeinheit und der Flora und Fauna des benachbarten Sees aufgebürdet werden. Doch warum sollten wir diese für die Natur und uns teuren Maßnahmen durchführen? Käme eine Zuschüttung nicht beiden Anliegen zugute, dem Naturschutzgebiet und dem Gemeinwohl? Oder soll hier erneut das Recht eines einzelnen Pächters über allen anderen Interessen stehen? Änderungen, auch im Sinne der neuen Vereinbarung zur Nutzung gerade von Naturschutzgebieten, die nach dem Aufruf zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ im September 2020 vom Land Baden-Württemberg getroffen wurden, stehen dringend an.


Mit der Entscheidung Bühls zumindest den Zustand des Landschaftsschutzgebiets im Hägenich durch neue Pachtverträge mit Auflagen zugunsten der Natur zu verbessern, leuchtet nun nach Jahrzehnten ein Lichtstreifen am fernen Horizont auf. Hoffentlich bleiben wir alle dran, dieses relativ kleine Natur- und Landschaftsschutzgebiet zu schützen, sodass es irgendwann einmal diesen Namen auch verdient.



(als Leserbrief von Martina Sauer und Rüdiger Ruddies aus der Anwohnergemeinde Bühl-Oberweier beim Badischen Tagblatt und den Badischen Neuesten Nachrichten am 26.05.2021 eingereicht)

 

 


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