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"Ob arm, ob reich, im Tode gleich"? Kommentar zur Pesitilenz des 21. Jahrhunderts

Martina Sauer • 2. April 2020

(Foto: Basler Totentanz, Aquarellkopie von 1806, Johann Rudolf Feyerabend : der Tod zum König. Historisches Museum, Basel (gemeinfrei))

Gilt das Gesetz der Gleichheit auch heute noch angesichts der Corona-Pandemie? Kann, ob arm, ob reich, niemand vor der Pestilenz (lateinisch pestis = Seuche, Epidemie) bewahrt werden? Die Lieder und Bildreihen vom Totentanz im 15. Jahrhundert berichten davon. Kaiser und Papst, Reiche und Arme starben gleichermaßen an der von Bakterien ausgelösten Pest. Nichts konnte das verhindern.

Doch mit dem medizinischen Fortschritt haben wir Möglichkeiten, das uns heute bedrohende COVID-19 Virus zu bekämpfen, die es zuvor nicht gab. Ob reich, ob arm, sollten hierzu alle den gleichen Zugang haben. In dieser Situation auf eine Herdenimmunisierung zu setzen, wie es tendenziell in den USA, in Großbritannien und Holland und anderen Staaten vertreten wurde und z.T. noch wird, läuft diesem Anliegen jedoch diametral entgegen. Denn mit dem exponentiell sich ausbreitenden Virus, werden in solch einem Szenario so viele in kürzester Zeit infiziert, dass das Gesundheitssystem die schwer Erkrankten nicht mehr versorgen kann. Dazu fehlen die medizinischen Geräte und das Betreuungspersonal. In einer solchen, aus freien Stücken herbeigeführten Situation, stellt sich dann die Frage, wer entscheidet jetzt, wer behandelt wird und wer nicht? Wer entscheidet über Leben und Tod?

Allen Verschwörungstheorien in den sozialen Medien zum Trotz hilft in dieser Situation nur, den Prozess der Verbreitung zu verzögern, um so möglichst vielen - ob reich, ob arm, ob jung, ob alt, ob stark, ob gebrechlich - Chancen für eine Gesundung zu ermöglichen.


(Als Leserbrief im Badischen Tagblatt am 16.04.2020 und den Badischen Neuesten Nachrichten erschienen)

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